Kontrolle abgeben, Augen zu und mit voller Energie hinein ins Kaos! Blackout Problems wagen zwei Jahre nach ihrem Debüt den Blick nach innen und zeigen sich als musikalisch wie persönlich gewachsenen Alternative-Rock Band der man die emotionalen Extremsituationen eines Lebens zwischen Dauer-Tour und künstlerischem Befreiungskampf zu jeder Sekunde anhört. Ihr neues Album „Kaos“ vertont nun in sphärischen Gitarrenflächen und Texten den Moment des Aufbruchs ins Unbekannte, dicht gefolgt von ständiger Resignation und Zweifel. Die Sekunde, in der alles in sich zusammenfällt. Und Neues entsteht.
Die musikalische Weiterentwicklung geschah dabei absolut autark: Kein Genre wurde einfach kopiert, jeder Song entzieht sich üblichen Kategorisierungen. Atmosphärische Gitarren fräsen sich ins Langzeitgedächtnis jedes Alexisonfire- oder Being As An Ocean-Fans, schwere Melancholie lässt Heisskalt-Gänsehaut aufkommen, der Spagat zwischen Verkopftheit und Eingängigkeit ist auf dem Level der Alternative-Größen Biffy Clyro. Das treibende „Queen“ etwa ist prädestiniert für schwitzige Club-Moshpits, während die Single „Kaos“ fast drei Minuten Trance aufbaut, bevor der Song zu explodieren beginnt. Stellvertretend für die ruhige Seite des Albums verzichtet nicht nur „Holly“ ganz auf Eskalation und entfaltet allein durch weite Soundflächen seine Wirkung. Am Ende steht so noch nie gehörter Alternative Rock zwischen weiten Spannungsbögen, PostHardcore-beeinflusster Wucht, Klavier-Melancholie und elektronischen Feedback-Sounds – ein gleichermaßen leidenschaftlich zerrissener und kalt desillusionierter Aufschrei.